An der Propstei

Diese Straße liegt im Zentrum der Stadt und führt von der Propsteikirche St. Georg am Frauengefängnis vorbei im Bogen zur Burgstraße.


Wie viele Straßen im historischen Stadtkern Vechtas wechselte auch hier der Straßenname im Laufe der Geschichte. Als erster Name ist Mühlenstraße überliefert. Namensgebend war die erste Wassermühle, die beim heutigen katholischen Pfarramt am Vechtaer Moorbach lag. Diese wurde Anfang des 18. Jahrhunderts verlegt.


Mit dem Bau des Amtsgerichts an der Stelle der ehemaligen Gerichtsinsel der Burg Vechta erhielt die Straße den Namen Gerichtsstraße. Der heutige Name An der Propstei bezieht sich auf die Propsteikirche St. Georg. Erstmals erwähnt wird die St.-Georgs-Kirche 1221. Ihr Patrozinium verdankt sie entweder dem ersten Stadtherrn, Bischof Benno II. von Osnabrück (1020–1088), oder dem sogenannten Burgmannenkollegium von Vechta, der Gemeinschaft aller adligen Burgmannen der Burg Vechta. Der heilige Georg gilt als Schutzpatron der Soldaten und der Ritter. Vor allem im Hochmittelalter wurde er zum christlichen Ritter und Drachentöter stilisiert.

Im Jahr 1948 wurde die Kirche zur Propsteikirche erhoben. Es sollte dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass die Vechtaer Kirche Rechtsnachfolgerin des Alexanderkapitels aus Wildeshausen sei, dass ebenso der Pfarrer dieser Kirche wie mehrere seiner Vorgänger praepositus capituli = Vorsitzender des Kapitels und des Stiftes = Stiftspropst sei. Das Wildeshauser Stiftskapitel war 1699 endgültig nach Vechta gezogen, nachdem es 1651 aus Wildeshausen ausgewiesen worden war. An das Kapitel erinnert noch heute in der Propsteikirche das Chorgestühl und der Josefsaltar.

St. Georg ist eine geostete dreischiffige westfälische Hallenkirche aus Backstein. Der Baustil ist spätgotisch mit deutlichem Einfluss der Renaissance. Die drei Langhaus-Joche sind durch mächtige Säulen abgegrenzt, die die Rippengewölbe tragen. Daran schließt sich der polygonale Chor mit sternförmig ineinander laufenden Stichkappen an. Zerstörungen und Restaurierungen brachten Veränderungen mit sich. Die jetzige Kirche wurde in ihren Grundzügen bereits im Jahr 1452 errichtet. Das Datum ist durch eine Inschrift im Türsturz über der Tür vom Chor zur Sakristei belegt, in der es übersetzt heißt: „Im Jahre des Herrn 1452 ist hier das Gebäude begonnen worden. Will von Elmendorpe dem Gott gnädig sei.“

Das heutige Erscheinungsbild der Kirche stammt aus dem Jahr 1598. 1722 kam der massive Turm mit barocker Welscher Haube hinzu. 2003 bis 2007 wurde die Kirche umfassend saniert.

Literatur:
Albert Pundsack: Propsteikirche und Pfarrei St. Georg in Vechta. In: Wilhelm Hanisch, Franz Hellbernd (Red.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta. Band II. Vechta: Vechtaer Druckerei und Verlag, 1974. S. 385–437, mit Bildtafeln.