Hermann-Ehlers-Straße

Diese Straße zweigt als Stich- und Wohnstraße vom Philosophenweg Richtung Nordwesten ab. Sie wurde auf dem ehemaligen mittelalterlichen Stadtgraben Vechtas angelegt.

Hermann Ehlers wurde am 1. Oktober 1904 als Sohn des Postassistenten Hermann Heinrich Ludwig Ehlers und Adelheid Louise Auguste Ehlers (geb. Rabe) in (Berlin-)Schöneberg geboren. Ehlers wuchs in einer bürgerlichen, politisch konservativ und evangelisch geprägten Umgebung auf. Er besuchte die Oberrealschule zu (Berlin-)Steglitz, die heute als Gymnasium seinen Namen trägt. Im September 1922 legte er dort die Reifeprüfung ab. Als Einziger seines Jahrgangs wurde er aufgrund seiner herausragenden Leistungen von der mündlichen Prüfung befreit. Seit seinem 15. Lebensjahr gehörte Hermann Ehlers zur christlichen Jugendbewegung (Steglitzer Bibelkreis), mit der er auch später eng verbunden blieb. 1930 bis 1933 war Ehlers Mitglied der Reichsleitung des Bundes Deutscher Bibelkreise.

Nach dem Abitur nahm Hermann Ehlers das Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin auf. Dort trat er im Wintersemester 1923 in den Verein Deutscher Studenten Berlin und Charlottenburg ein, wechselte dann auf Anregung der Grenzlandstiftung des Kyffhäuserverbandes für kurze Zeit an die Friedrich-Wilhelms Universität in Bonn, um zusammen mit anderen Bundesbrüdern deutsche Präsenz in dem von Frankreich besetzten Rheinland zu demonstrieren. Nachdem der Verein Deutscher Studenten (VDSt) zu Bonn im Juni 1924 von den Besatzungsbehörden verboten worden war, ging Hermann Ehlers zurück nach Berlin. 1924 nahm er an mehreren Übungen der SchwarzenReichswehr teil und durchlief dort eine Unterführerausbildung.

1929 wurde Hermann Ehlers mit der Arbeit „Wesen und Wirkungen des Reichslandes Preußen“ zum Dr. jur. promoviert. Sein Referendariat absolvierte er in Neukölln und Frankfurt (Oder).

1931 bestand Ehlers die große juristische Staatsprüfung und erhielt die Ernennung als Richter auf Probe (Gerichtsassessor). Im Juli 1931 trat er als Justiziar in den Verwaltungsdienst der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Unionein und war dort in der „Notgemeinschaft der inneren Mission“ und in einer kirchlichen Wohnungsbaugemeinschaft tätig. 1931/32 folgte eine Anstellung bei der Bezirksverwaltung Steglitz. Von Februar 1933 bis September 1934 leitete Hermann Ehlers das Rechtsberatungsreferat der Bezirksverwaltung Steglitz, bis er durch ein NSDAP-Mitglied ersetzt wurde. Von 1933 bis zu deren Verbot 1938 war er zudem Schriftleiter der „Jugendwacht“, der gemeinsamen Zeitschrift der evangelischen Jugendverbände. 1934 trat er in die Kanzlei des mit der Kirche verbundenen Anwalts Holstein ein und wurde hauptsächlich mit der Bearbeitung kirchenrechtlicher Fragen der Preußischen Bekennenden Kirche befasst, für die er bereits seit 1933 ehrenamtlich tätig gewesen war. 1936 kehrte Ehlers als Richter beim Landgericht Berlin in den Staatsdienst zurück. Weil er sich weigerte, der NSDAP bzw. einer ihrer Gliederungen beizutreten, wurde er nicht Beamter. Seine endgültige Übernahme wurde 1939 jedoch aufgrund seiner Rolle in der Bekennenden Kirche abgelehnt; er war seit Mai 1935 juristisches Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Preußen.

1937 wurde er wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen staatliche Anordnungen“ von der Gestapo verhaftet und vom 17. Juni bis 2. Juli 1937 inhaftiert. Im Sommer 1939 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. Er bekam eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei in Berlin.

Am 23. Oktober 1940 wurde Hermann Ehlers zur Wehrmacht einberufen und der Flugabwehr in Hamburg zugeteilt. Dort wurde er am 20. Februar 1942 zum Kriegsoffizieranwärter und ein Jahr später zum Leutnant befördert. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er als Batteriechef und Abteilungsadjutant bei der Flugabwehr in Hamburg-Fuhlsbüttel stationiert.

Nach Ende des Krieges wurden Ehlers mehrere Posten angeboten, so z. B. der des Oberbürgermeisters der Stadt Delmenhorst. Wegen seiner einmütigen Wahl nahm er jedoch am 8. Oktober 1945 das Amt des Oberkirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg an. In dieser Eigenschaft gehörte er zu den deutschen Teilnehmern an der ökumenischen Konferenz in Amsterdam (1948).

Darüber hinaus engagierte sich Ehlers in der Arbeit des Evangelischen Hilfswerks und in Flüchtlingsorganisationen. An der Schaffung der institutionellen Grundlagen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war er maßgeblich beteiligt.

Seit dem 1. August 1946 gehörte Hermann Ehlers der neu gegründeten CDU an. 1946 gründete Ehlers mit anderen die „Evangelische Tagung der CDU“, einen Vorläufer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK). Dem EAK stand er ab dessen Gründung 1952 bis zu seinem Tode vor.

Bei der ersten Bundestagswahl 1949 zog Ehlers über die Landesliste Niedersachsen und 1953 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Delmenhorst-Wesermarsch in den Bundestag ein. Am 19. Oktober 1950 wählte der Bundestag den Abgeordneten Hermann Ehlers als Nachfolger des zurückgetretenen Erich Köhler im ersten Wahlgang mit 201 von 325 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten des Deutschen Bundestages. Ehlers ließ daraufhin seine kirchlichen Ämter ruhen. Als Bundestagspräsident führte er die Rundfunk-Direktübertragungen wichtiger Debatten ein und machte dadurch die Arbeit des Bundestages in der Bevölkerung populär.

Auf dem Bundesparteitag der CDU in Berlin wurde Ehlers am 19. Oktober 1952 zum 2. Vorsitzenden gewählt. Nach dem Wahlsieg der CDU 1953 wurde Ehlers mit 467 von 487 abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt; dies war das beste Ergebnis bei der Wahl eines Bundestagspräsidenten.

Völlig überraschend erlag Hermann Ehlers am 29. Oktober 1954 – erst 50-jährig – den Folgen einer Mandelvereiterung in einem Krankenhaus in Oldenburg (Oldenburg). Sein Tod wurde von Vertretern aller politischen Richtungen als unersetzlicher Verlust für das ganze deutsche Volk bezeichnet; sein Leben und Wirken wurde von Bundespräsident Theodor Heuss anlässlich eines Staatsaktes im Bonner Bundeshaus eingehend gewürdigt. Bundeskanzler Konrad Adenauer brach seine Amerika-Reise ab und nahm am Trauergottesdienst in Oldenburg teil.

Für die niedersächsischen Landtagswahlen 1955 war Ehlers als Spitzenkandidat des Wahlbündnisses von CDU und DP („Deutsche Partei“) vorgesehen. Sein plötzlicher Tod führte dazu, dass der DP-Politiker Heinrich Hellwege Ministerpräsident von Niedersachsen werden konnte.

Hermann Ehlers war ab dem 12. September 1947 mit Jutta Else Grete Taubert (1921– 2002) verheiratet, die Ehe blieb kinderlos.

Er wurde 1953 mit dem Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Nach Hermann Ehlers wurden in Deutschland viele Schulen und Straßen benannt, so das Hermann-Ehlers-Gymnasium (die Schule, die er besucht hatte) und der nahe zur Schule gelegene Hermann-Ehlers-Platz in Berlin-Steglitz. Ferner wurden einige Studentenwohnheime, mehrere Bildungswerke der Konrad-Adenauer-Stiftung und die zur Hermann-Ehlers-Stiftung gehörende Hermann Ehlers Akademie in Kiel nach ihm benannt. Zudem verleiht der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU seit 2004 die HermannEhlers-Medaille an Persönlichkeiten aus Kirche und Politik für ihre Verdienste in evangelischer Verantwortung.

 

 

Quelle:

de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Ehlers

Literatur:

Andreas Meier: Hermann Ehlers: Leben in Kirche und Politik. Bonn: Bouvier, 1991.