Contrescarpe

Contrescarpe steht als Fachbegriff des Festungsbaus für die äußere Böschung des Festungsgrabens. Der Bau der Vechtaer Zitadelle St. Maria wurde 1666/67 unter dem münsterischen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (reg. 1650–1678) begonnen. Die zackenförmige Contrescarpe als äußeres Befestigungssystem der eigentlichen Festung wurde im Jahr 1682 vollendet. Bis zum Brand 1684, der die Stadt Vechta fast vollkommen zerstörte, hatten Stadt und Zitadelle eine gemeinsame Befestigung – sie bildeten zusammen eine sogenannte „Irregularfestung“. In Folge des Wiederaufbaus verlor die Stadt ihre Umwallung. 3400 Bauern wurden zur Schleifung herangezogen. Übrig blieb die Zitadelle als „Regularfestung“, definiert durch ihre geometrische Form. Die Zitadelle Vechta besaß mehrere Verteidigungsringe, gestaffelt nach Breite und Höhe: den äußeren Festungsgraben, im Osten zur Stadt hin eher breit, ansonsten vergleichsweise schmal; das erste Erdbollwerk mit Lünetten und Ravelins (ca. 3 m hoch); den inneren Festungsgraben, vergleichsweise breit; das zweite Erdbollwerk (Wall ca. 6 m hoch); das dritte, innere Erdbollwerk – die Bastionen (ca. 9 m hoch).

Der äußere Festungsgraben trennte die Zitadelle von der Stadt Vechta. Er wurde – wie alle anderen Gräben auch – durch das Wasser des durch Vechta fließenden Moorbachs gespeist, der durch das so genannte Kaponier abgesichert wurde. Die Zitadelle bestand bis 1769. Danach wurde sie komplett geschleift, bis auf das äußere Grabensystem, das vorerst erhalten blieb.

Durch die Stadtentwicklung und den Bau der Eisenbahn verschwand auch dieses im 19. und 20 Jahrhundert bis auf den Wasserlauf, der die heutige Straße Contrescarpe nördlich begleitet. Neben der Teilrekonstruktion der Zitadelle mit dem Zeughaus (heute Museum) und dem Kaponier in der Innenstadt ist die Contrescarpe das letzte Zeugnis der ehemaligen Festungszeit Vechtas von 1666 bis 1769. Die Straße führt von der Großen Straße direkt südlich am Moorbach entlang in Richtung Willohstraße. Sie soll mit ihrer Position und ihrem Namen an die frühere Befestigung der Zitadelle erinnern. Zuvor war die Straße auch unter dem Namen Gartenstraße verzeichnet. Der Name wurde mit der Eingemeindung Langfördens geändert, da auch dort eine Gartenstraße existiert.

Literatur:
Gerd Dethlefs: Geschichte der Festung und Zitadelle Vechta, in: Wilhelm Hanisch, Franz Hellbernd, Joachim Kuropka (Red.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta, Band I. Vechta: Vechtaer Druckerei und Verlag, 1992. S. 265–382.