Gildestraße

Die Gildestraße führt die Kronenstraße in Richtung Kolpingstraße weiter. Eine Gilde war im Mittelalter eine wirtschaftlich-soziale Institution oder auch ein fachgenossenschaftlicher Verband. Die Institution wurde meist durch die einflussreichsten Mitglieder einer städtischen Berufsgruppe (z. B. Kaufleute, Handwerker) gebildet, koordinierte Themen wie Ausbildung, Marktzugang, Qualitätskontrolle und kümmerte sich um den Erhalt von Normen, die Pflege der Gemeinschaft und die Interessenvertretung. Ihre soziale Rolle kam vor allem in Bezug auf Anteilnahme und politische Mitbestimmung zum Tragen.

Die älteste gildeähnliche Vereinigung war das Burgmannenkollegium in Vechta. Zwar waren alle Mitglieder adliger Abstammung, aber entgegen landläufiger Meinung waren die Burgmannen auch als überregionale Kaufleute tätig. Dabei half ihnen ihr Netzwerk, das sie sich auf der Basis ihrer vielfältigen verwandtschaftlichen Beziehungen aufgebaut hatten. Verfolgt man anhand der schriftlichen Quellen ihre Handelsbeziehungen, so fällt auf, dass diese hauptsächlich auf Hansestädte wie Bremen, Lübeck, Münster und Osnabrück ausgerichtet waren. Das gleiche Phänomen tritt auch bei den nichtadligen Kaufleuten Vechtas auf, die sich in einer eigenen Gilde organisiert hatten. Vechta scheint in das hanseatische Handelssystem eingebunden gewesen zu sein, aber kein Interesse an einer direkten Mitgliedschaft in der Hanse gehabt zu haben. Denn Vechta unterhielt auch gute Handelsbeziehungen zu Oldenburg und dem friesischen Handelsraum, der in Konkurrenz zur Hanse stand.

Der Name Gildestraße soll daran erinnern, dass schon sehr früh in der Vechtaer Geschichte Personen überregional ihre Geschäftsinteressen und damit die Stadt Vechta aktiv vertraten.