Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße

Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße befindet sich in der Siedlung westlich der Kreuzung Falkenrotter Straße, Falkenweg und An der Gräfte. Die Straßen der Siedlung tragen die Namen von deutschen Politikern.

Hinrich Wilhelm Kopf (geboren 1893, gestorben1961) trat 1919 in die SPD ein und war in den Jahren 1921bis 1923 Regierungsrat in den Innenministerien von Preußen und Thüringen. Nach freiberuflicher Tätigkeit wurde er 1928 zum Landrat in Hadeln ernannt. 1932/33 war er Regierungsangestellter in Oppeln (Oberschlesien). Nach seiner Entlassung 1933 wechselte Kopf in die freie Wirtschaft und war von 1939 bis 1943 als Immobilien- und Vermögensverwalter tätig.

Seine Firma beteiligte sich an der sogenannten „Arisierung“ der Wirtschaft und an Geschäften mit Immobilien aus jüdischem Besitz. Er profitierte dabei von geschäftlichen Beziehungen mit dem nationalsozialistischen Staat. Andererseits kam er nach Zeugenaussagen den jüdischen Verkäufern entgegen. So soll er in der Pogromnacht 1938 mehrere jüdische Bürger in seinen Geschäftsräumen versteckt haben. Nach dem Sieg über Polen im Jahre 1939 wurde Kopf im oberschlesischen Königshütte zum Generaltreuhänder der Haupttreuhandstelle Ost (HTO) ernannt. Er übte seine Tätigkeit als freier Mitarbeiter aus und erzielte hohe Provisionen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Verwaltung des städtischen Grundbesitzes und des Vermögens geflohener polnischer Bürger. Darüber hinaus war er für die Erfassung und Zuweisung freistehenden Wohnraumes zuständig. In Anerkennung seiner Dienste wurde ihm 1940 die Leitung der Grundstücksgesellschaft der HTO in Königshütte anvertraut. In dieser Eigenschaft war Kopf an der Enteignung und Zwangsumsiedlung polnischer und jüdischer Bürger beteiligt. Seine Zusammenarbeit mit der HTO endete zwar 1942 im Streit. Er behielt aber bis 1944 seine Stellung als kommissarischer Verwalter des jüdischen Gemeindevermögens im Dorf Cieszowa. Kopf verschwieg nach 1945 seine Tätigkeit für die HTO.

Dem Niedersächsischen Landtag gegenüber gab er an, im Dritten Reich als „selbstständiger Kaufmann und Landwirt“ gearbeitet zu haben. Ein im Jahre 1948 von der polnischen Regierung gestellter Auslieferungsantrag für Kopf wurde von der britischen Militärregierung zurückgewiesen. Seine Rolle bei der HTO wurde dabei nicht näher erörtert.

Nach der Flucht vor der Roten Armee wurde Kopf 1945 zum Oberpräsidenten in Hannover ernannt. Im Jahre 1946 wurde Kopf zum ersten niedersächsischen Ministerpräsidenten gewählt. Er übte dieses Amt bis 1955 und erneut in den Jahren 1959–1961 aus; von 1957 bis 1959 war er Innenminister. 1953 wurde Kopf mit dem Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt.