Kapitelplatz

Die Straße Kapitelplatz zweigt östlich ab von der Straße An der Propstei und führt vorbei am Amtsgericht und dem neuen und alten Rathaus.

Bis 2011 gehörte auch die heutige Straße Bürgermeister-Möller-Platz zur Straße Kapitelplatz. In diesem ehemaligen Teilstück lag das Kapitelhaus, das 1699 von den Kapitularen des Wildeshauser Alexanderstiftes errichtet wurde. In einen Kapitelhaus wurden die Versammlungen der Stifts- und Ordensgeistlichen durchgeführt und – in diesem Fall – die fünf ältesten Ordensmitglieder untergebracht. Als das Alexanderkapitel nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Wildeshausen ausgewiesen wurde, durfte es mit Billigung des Bischofs von Münster nach Vechta übersiedeln. Das Kapitel konnte von dem großen Kirchenschatz Wildeshausens nur die beiden Alexanderarmreliquiare nach Vechta retten, wo sie seitdem in der Propsteikirche aufbewahrt und bei den Kirchenprozessionen mit verehrt werden. In dem linken Armreliquiar befindet sich noch heute eine Armreliquie des hl. Alexander, der im Jahre 162 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Marc Aurel den Märtyrertod starb. Sein Körper wurde 850/851 von Rom nach Wildeshausen gebracht. Als Schutzpatron der nach ihm benannten Alexanderkirche und des dortigen Kapitels sowie der Stadt Wildeshausen trägt er bis heute zur Identität der Stadt bei. Der Bericht seiner „Translatio“ aus der Zeit um 872 gehört zu den wertvollsten und ältesten Schriftdokumenten Niedersachsens.

Das Kapitelhaus in Vechta, welches auf der Fläche der alten Burg gebaut worden war, wurde 1901 abgerissen. Mit der Umbenennung des Teilstücks der Straße Kapitelplatz in Bürgermeister-Möller-Platz ist der Bezug zwischen dem Straßennamen und dem Kapitelhaus verloren gegangen. Heute befindet sich an der Straße Kapitelplatz das Vechtaer Behördenviertel.

Literatur:
Michael Rottmann, Irmgard Krapp, Otto Böckmann: Alexander und (k)ein Ende. Wie das Alexanderkapitel von Wildeshausen nach Vechta kam. Erzählt für Leute von 9 bis 99. Franz Hellbernd, dem Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins Vechta, zum 80. Geburtstag gewidmet. Herausgegeben vom Heimatverein Vechta. Vechta: Eiswasser Verlag, 1999.
Wilhelm Hanisch: Grundgedanken zur Rechtsgeschichte der Stadt Vechta. In: Wilhelm Hanisch, Franz Hellbernd (Red.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta. Band II. Vechta: Vechtaer Druckerei und Verlag, 1974. S. 5–42.
Bernhard Schrick, Agnes Holling-Schrick: Gerichte im und für den Landkreis Vechta. In: Wilhelm Hanisch, Franz Hellbernd (Red.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta. Band II. Vechta: Vechtaer Druckerei und Verlag, 1974. S. 365–384, mit Bildtafeln.