Große Straße

In zwei Metern Tiefe wurden bei Straßenbauarbeiten auf der Höhe der Juttastraße bearbeitete Hölzer gefunden, die nachweisen, dass entlang der Trassenführung der heutigen Großen Straße schon ein Weg verlief, als es eine Siedlung namens Vechta noch gar nicht gab. Ein ebenfalls gefundener Knüppeldamm, wahrscheinlich aus dem frühen Mittelalter, zeigt, wie wichtig auch in dieser Zeit eine trockene Überwindung des Moorbachtals in Vechta war. Vielleicht war dieser Damm ein Teilstück des von Bischof Benno II. von Osnabrück (reg. 1068–1088) angelegten winterfesten Weges zwischen Osnabrück und Bremen.

Vechtas Hauptstraße erscheint urkundlich zuerst als „Gemeine Straße“ sowohl in der Altstadt wie in der Neustadt. An der Hauptstraße lagen drei Stadttore: Im Norden die „Steinpforte“, auch „Alte Klingenhagener Pforte“ genannt, nach der Stadterweiterung um 1372 als „Neue Klingenhagener Pforte“ bezeichnet, später dann „Bremer Pforte“, und im Süden die „Alte Pforte“, später „Osnabrücker Pforte“ (um 1637) bzw. danach „Munster Pforde“.

Der Name der Straße erfuhr einen häufigen Wechsel: Im ausgehenden Mittelalter hieß sie Westerstraße (um 1500), in der frühen Neuzeit schon Große Straße, 1910 Lange Straße, 1940 in der NS-Zeit Adolf-Hitler-Straße und ab 1945 schließlich wieder Große Straße.

Heute heißt die Straße von der Einmündung Marschstraße bis zum Bremer TorGroße Straße. Sie umfasst damit den Bereich der ehemaligen Straßen Große Kirchstraße,Alter Markt und Große Straße.

Von Anfang an haben sich an der Großen Straße die wichtigsten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen angesiedelt. Auch heute bildet diese Straße mit ihren Geschäften und der pulsierenden Innenstadt das Herz der Stadt Vechta.

Ihre jetzige Grundstruktur erhielt sie nach dem großen Brand von 1684, als die Stadt fast komplett abbrannte. Die Große Straße behielt beim Neuaufbau die alte Linienführung, sie wurde aber etwa um das Doppelte verbreitert und im Norden von der Juttastraße bis zum Bremer Tor verlängert (davor hieß dieser Teil Auff dem Klingenhagen), im Süden vom Moorbach bis zur abzweigenden Kleinen Kirchstraße. Durch die Verbreiterung der Straße und das Auseinanderrücken der Häuserzeilen sollte eine Wiederholung der Brandkatastrophe grundsätzlich verhindert werden. Allerdings ordnete der Fürstbischof von Münster, Friedrich Christian von Plettenberg (reg. 1688–1706), an, dass die Häuser wieder mit Stroh eingedeckt werden sollten. Er wollte im Kriegsfall die Stadt wieder in Brand stecken können, um einen Angriff auf die Zitadelle Vechta von der Stadtseite her unmöglich zu machen. Gott sei Dank hat sich dies nie als notwendig erwiesen.

1910 lebten an der Großen Straße 430 Personen, aufgeteilt in 82 Haushaltungen (186 männliche und 244 weibliche Personen). 2019 wurden die Gebäude überwiegend durch Handel und Gewerbe genutzt.

Die Vechtaer Nachbarschaften

In der Großen Straße wurden Stolpersteine verlegt, um auf die Verbrechen der NS-Zeit aufmerksam zu machen. Eine übersichtliche Karte gibt es hier.
 
Literatur:
Ludger Riemann: Die „Große Straße“ – das Herz Vechtas. Die Große Straße gestern und heute. Vechta: Heimatverein Vechta, 2014.