Foto: Stadt Vechta/Asbrede
Historischer Ratssaal

Achim Amme lässt Ringelnatz wieder lebendig werden

Joachim Ringelnatz, ist ein Klassiker geworden, den alle kennen, aber nur wenige Menschen lesen.

Im Zuge der 31. Vechtaer Literaturtage las und sang jetzt der Hamburger Schauspieler, Autor und Musiker Achim Amme Texte von Joachim Ringelnatz. Die beeindruckende Veranstaltung fand im historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses statt. Es war die erste Kulturveranstaltung dort, nachdem das Gesamtgebäude umfangreich restauriert wurde. Weitere kleinere kulturelle Perlen sollen dort ab dem Winter folgen. Das Publikum wusste die großartige Vortragsart des Ringelnatz-Preisträgers Amme zu würdigen und applaudierte am Schluss seines Auftritts so lange, bis der Künstler zwei Zugaben drauflegte.

Hans Gustav Bötticher, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Joachim Ringelnatz, ist ein Klassiker geworden, ein Dichter, den alle kennen, aber nur wenige Menschen lesen. Zu Unrecht, wie sich an dem Abend herausstellen sollte. Denn es gibt so viel mehr in seinen Büchern zu entdecken. Ringelnatz führte ein hartes Leben, geprägt von mangelnder Anerkennung und Brotlosigkeit.

Umso spannender sind deshalb seine tiefgründigen Texte, manchmal von unglaublicher Brutalität, aber immer mit scharfem Blick auf die Zeit, Texte, die ihn weit über seine humorvollen Reime erheben. Achim Amme schaffte es, die verborgenen Seiten seines Wesens hervorzurufen. Er brachte dem Publikum einen mit einem großen Herzen ausgestatteten, rotzfrechen, immer für eine Überraschung guten Menschen in seiner Tiefe, als auch in seinen literarischen, wie sonstigen Höhenflügen (und Abstürzen) näher.

So hatte Ringelnatz die Arbeitslosigkeit ebenso erfahren, wie Obdachlosigkeit und Gefängnis. Aber er hat nie den Mut verloren, sich immer wieder aufgerafft und seinen Weg beständig weiterverfolgt. Dabei ist er den Nazis nie auf den Leim gegangen. Sogar als diese ihn mit Berufs- und Auftrittsverbot belegten, änderte das nichts an seiner Einstellung, gemäß dem eigenen Motto: „Vergiss die drei nicht: Treue, Wahrheit und Sinn für Schönheit.“