Andrea Schlärmann, Julian Hülsemann und Charliene Sölter organisieren die „Lebendige Bücherei“. Gemeinsam mit Astrid Brokamp (nicht auf dem Bild). Foto: Heinzel.
"Lebendige Bücherei"

Menschen erzählen ihre Geschichte

Gleichstellungsbeauftragte und Kreisvolkshochschule stellen das Projekt am Tag der Vereine am 16. September vor.

Die interessantesten Geschichten schreibt das Leben. Das wissen Charliene Sölter und Julian Hülsemann von der Kreisvolkshochschule Vechta sowie Astrid Brokamp als Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Vechta und Andrea Schlärmann, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Vechta, nur zu gut. In ihrer täglichen beruflichen Arbeit haben sie mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun, die zum Teil sehr bewegende Lebensgeschichten erzählen können, die aber auch unter Vorurteilen und Diskriminierung zu leiden haben.

Mit dem Projekt „Lebendige Bücherei“ wollen die Organisatorinnen und Organisatoren diese Menschen und ihre Geschichten in den Fokus rücken. „Wenn man sich mit Personen beschäftigt, die eine außergewöhnliche Lebensgeschichte haben, werden Vorurteile abgebaut“, ist Astrid Brokamp überzeugt. An dem „Tag der Vereine in Vechta“ am 16. September 2023 werden sich die Kreisvolkshochschule Vechta e. V., die Partnerschaft für Demokratie und die Gleichstellungsbeauftragten mit diesem besonderen Projekt „Lebendige Bücherei“ beteiligen. Von 13.00 bis 18.00 Uhr werden in der Kreisvolkshochschule einzelne Personen, die sogenannten „Bücher“, ihre Lebensgeschichte einer Zuhörergruppe erzählen.

Bisher konnte beispielsweise eine junge Mutter, die mit ihrem Kind im offenen Vollzug lebt, für die Aktion gewonnen werden. Außerdem wird eine ehemals alkoholsüchtige Person über das Leben mit der Sucht und den Weg daraus erzählen. Weitere Teilnehmer werden eine Person aus der queeren Szene sein sowie ein strafgefangener Jugendlicher und jemand mit Fluchterfahrung aufgrund seiner sexuellen Orientierung. „Wir möchten den Zuhörerinnen und Zuhörern die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen und den Protagonisten die Chance eröffnen, durch das Beantworten der Fragen und durch die eigenen Erzählungen Vorurteile abzubauen“, erläutert Charliene Sölter, Referentin der Geschäftsführung an der Kreisvolkshochschule.

„Unser Ziel ist es, möglichst viele ,Bücher' für die Teilnahme zu gewinnen“, ergänzt Julian Hülsemann. Als Projektkoordinator der Partnerschaft für Demokratie sieht er in der „Lebendigen Bücherei“ auch eine Präventionsmaßnahme. Jemand, der Kontakt zu Personen aus bestimmten Szenen und Milieus hatte, sei weniger empfänglich für Fakenews meinungsmächtiger Akteure, die auf Vorurteile, Hass und Diskriminierung setzen würden, ist er überzeugt. Mit der Aktion sprechen die Organisatoren alle Personen an, die ihren Horizont erweitern möchten.

„Auch Jugendliche und Personen, die selbst in einem Zwiespalt sind oder sich in ähnlichen Situationen wie die Protagonisten befinden, sind herzlich willkommen“, ergänzt Astrid Brokamp. Ebenso könnte das Projekt für Schülerinnen, Schüler und Schulklassen geeignet sein. Aus organisatorischen Gründen ist eine vorherige Anmeldung über die Homepage der Kreisvolkshochschule oder unter der Telefon-Nummer 04441/93778-0 erforderlich.

Es wird einen festen Zeitplan für die einzelnen Vorträge geben und die Zuhörerzahl ist begrenzt. Wer möchte, kann auch mehreren „Büchern“ zuhören, da jeder Erzähler dreimal jeweils 45 Minuten aus seinem Leben berichten wird. „Wichtig ist uns ein wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander. Beleidigungen, Anfeindungen, herablassende Aussagen oder diskriminierende Fragen haben hier keinen Platz“, stellt Charliene Sölter klar. Bei Bedarf haben die Erzählenden die Möglichkeit, den Vortrag sofort abzubrechen.

Interessierte Personen, die als „Buch“ ihre Lebensgeschichte auch gerne mit anderen Menschen teilen möchten, können sich ebenfalls mit Charliene Sölter unter den oben genannten Kontaktdaten in Verbindung setzen. „Wenn das Format gut angenommen wird, möchten wir weiter darauf aufbauen“, ergänzt Astrid Brokamp. Dafür könnten die „Bücher“ zum Beispiel an Schulen „ausgeliehen“ werden oder für Fortbildungen eingesetzt werden.