Silke Müller klärt über die Gefahren des Internets auf. Foto: Stadt Vechta/Heyng
Gewalt, Pornografie und Tierquälerei

Silke Müller schont das Publikum wenig

Das Video einer Katze, die mithilfe eines Mixers und einer Mikrowelle umgebracht wird, zeigt sie nur anhand weniger Bilder.

Digitalbotschafterin und Schulleiterin Silke Müller hat während ihrer Lesung im Rahmen der Vechtaer Literaturtage vor den Gefahren des Internets gewarnt. Sie wies zu Anfang darauf hin, dass nicht nur bekannte Social-Media-Dienste wie Snapchat, Instagram und TikTok gefährlich seien. Beispielsweise gebe es auch auf der Plattform Reddit Foren, in denen Gewalt und Pornografie an der Tagesordnung stünden.

Ein riesiges Problem seien die Algorithmen der Plattformen, die gewalttätige Inhalte förderten und Kinder immer wieder damit konfrontierten. Das Video einer Katze, die mithilfe eines Mixers und einer Mikrowelle umgebracht wird, zeigt sie nur anhand weniger Bilder – um das Publikum zu schützen. Derartige Videos verbreiteten sich weltweit.

Silke Müller konnte aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes viele persönliche Geschichten erzählen.

So die Geschichte eines Mädchens, die sich in einen deutlich älteren Jungen verliebte, den sie im Netz kennenlernte. Sie schickte ihm intime Videos, die der Junge anschließend verbreitete. Natürlich sei die Sache strafrechtlich verfolgt worden. „Wissen Sie, was das dem Mädchen gebracht hat? Nichts. Es hat ihr nichts gebracht“, betonte sie. Solche Fälle im Vorfeld zu verhindern sei viel wichtiger.

Die Gefahr gehe jedoch nicht nur von Fremden oder Algorithmen aus, sagte Silke Müller. Oft seien Eltern in der direkten Schuld, indem sie rassistische und homophobe Inhalte teilten. Das passiere zum Beispiel im Form von WhatsApp-Stickern, die den Nationalsozialismus oder den Holocaust verharmlosen. Über die Eltern und anschließend die Kinder fänden diese Inhalte den Weg in die Klassen-Gruppen.

Durch künstliche Intelligenz würden Probleme neue Dimensionen erreichen. Stimme und Gesicht von Personen seien mittlerweile fälschbar – in Echtzeit während eines Videotelefonats. Das Alter einer Person sei somit online kaum festzustellen, warnte Müller. „Überall, wo ihr Kind im Netz unterwegs ist, sind auch die Menschen, die es auf ihr Kind abgesehen haben.“

Die digitale Welt sei ein essenzieller Teil der Lebenswelt junger Menschen. Ihr als nicht-realer Welt keine Beachtung zu schenken, helfe nicht: „Man kann es belächeln, aber dann lassen wir sie damit alleine“, warnte Müller. Auch Verbote seien als Mittel zum Schutz deutlich überbewertet. Sie warb dafür mit dem Kind Verträge zu schließen, um das Handy regelmäßig zu kontrollieren. „Das Handy ist kein Tagebuch“, stellte sie klar.

Für die Schulen sei die Einführung von Social-Media-Sprechstunden sinnvoll. „Die wird überlaufen“, versicherte die Schuldirektorin. Oft hätten die Schülerinnen und Schüler nicht das Gefühl sich den Eltern anvertrauen zu können. Abschließend appellierte sie an das Publikum: „Machen Sie Ihr Kind stark.“

 

Weitere Infos zu allen Veranstaltungen gibt es unter www.vechta.de/literaturtage und www.vechta.de/tickets.